Vereinsgeschichte


Zur Gründungsgeschichte des Imkervereins Annweiler und Umgebung
 

Im Februar 1985 verfasste Willy Matz, der damalige Schriftführer des Imkervereins Annweiler und Umgebung, eine zwölfseitige maschinenschriftliche Vereinschronik. Er beschreibt darin, dass unser Verein wahrscheinlich durch eine bloße Umbenennung um das Jahr 1920 aus dem älteren Imkerverein Falkenburg hervorgegangen und somit bereits 1985 über 100 Jahre alt sei.

Der Verein Falkenburg, benannt nach der Ruine Falkenburg bei Wilgartswiesen, etwa acht Kilometer westlich von Annweiler, wurde im September 1884 erstmals als ein neuer Zweigverein der Pfälzer Bienenzüchter in deren Vereinsorgan, der monatlich erscheinenden Zeitschrift „Pfälzer Bienenzucht“, erwähnt. Der Verein Pfälzer Bienenzüchter zählte im Februar 1885 32 Zweigvereine mit 1520 Mitgliedern sowie 80 Einzelmitglieder. Neben den Zweigvereinen Landau, Bergzabern und Landeck, bei Klingenmünster, war der Verein Falkenburg damals der nächstgelegene Imkerverein zu Annweiler. Willy Matz schreibt, dass in der Folgezeit immer wieder Imker aus Annweiler und Umgebung Mitglieder im Verein Falkenburg wurden und das Versammlungen und Treffen teilweise in Annweiler stattgefunden haben. So berichtet die Pfälzer Bienenzeitung im Juli 1889 von einem Vereinstreffen am 19. Mai 1889 bei Metzgermeister Heinrich Meyer in Annweiler sowie zehn neuen Mitgliedern aus Annweiler und Umgebung.

Dem Chronisten Willy Matz lagen die Bände der Zeitschrift Pfälzer Bienenzucht, die sich von 1900 bis 1935 dann „Pfälzer Bienenzeitung“ nannte, wie er schreibt, nur bis zum Jahr 1913 vor. Meine Recherchen im Bienenarchiv von Professor Hermann Stever in Landau/Pfalz und im Stadtarchiv Annweiler, erbrachten nun genauere Erkenntnisse zur Gründungsgeschichte unseres Vereins: Demnach bestand der Imkerverein Falkenburg noch bis mindestens August 1931 und existierte seit dem Jahr 1920 unabhängig weiter neben dem neu gegründeten Zweigverein Annweiler.

Im Jahr 1918 zählte der Pfälzer Bienenzuchtverein 69 Zweigvereine mit 2723 Mitgliedern sowie 273 Einzelmitglieder. Der Zweigverein Falkenburg wird in der Auflistung mit 21 Mitgliedern angegeben, ein Zweigverein Annweiler wird damals noch nicht erwähnt. (Pfälzer Bienenzeitung, September 1919) Dafür nennen die in der Pfälzer Bienenzeitung veröffentlichten Quittungen für 1919 und 1920 aber zahlreiche Einzelmitglieder aus Annweiler und Umgebung. Genannt werden für 1919 u.a. Dürr-Annweiler, Brandenburger-Gossersweiler, Hirschbiel-Annweiler, Kurz-Wernersberg, Merkel-Siebeldingen, Meßemer-Albersweiler, Nemmer-Annweiler, Schilling-Wernersberg, Stork-Albersweiler, Störzer-Gräfenhausen, Igel-Annweiler und für 1920 Brandenburger-Gossersweiler, Kapp-Vorderweidenthal, Rösch-Lindelbrunn, Bauer und Häuser-Albersweiler, Jenchen-Annweiler, und Weber-Queichhambach. Einzelmitglieder wurden im Pfälzer Bienenzuchtverein nur ausnahmsweise geduldet. Jeder Imker sollte sich möglichst einem Zweigverein anschließen, welches auch die Abrechnung der Mitgliedsbeiträge vereinfachte. So initiierte der Verband wohl um den Jahreswechsel  1919/1920 die Gründung des Zweigvereins Annweiler.

Der Zweigverein Annweiler wird in der Märzausgabe der Pfälzer Bienenzeitung 1920 erstmals mit einer Zahlung von 54 Mark an den Pfälzer Bienenzuchtverein erwähnt. Im April 1920 werden fünf neue Mitglieder des Zweigvereins Annweiler genannt: Der Müller Joseph Weber, der Einnehmer Seel in Annweiler, Philipp Kuntz II., Joseph Seiter in Bindersbach und der Schreiner Eduard Seebach in Sarnstall. Im Juni 1920 wird Jakob Klein in Wernersberg als neues Mitglied des Zweigvereins Annweiler genannt.

 

Annweiler Wochenblatt, 28. Februar 1920
Annweiler Wochenblatt,
28. Februar 1920

Ein „Vertrauensmann A. Klein“ bittet alle „Bienenzüchter von Annweiler u. Umgebung“ am Sonntag, 7. März 1920, nachmittags 2 Uhr, zu einer Versammlung in die „Wirtschaft von Herrn Rillmann am Bahnhof“ in Annweiler zu kommen. (Annweiler Wochenblatt, 28.2. und 3.3.1920, siehe Abbildung) Der Imker „Klein, Annweiler a. Bahnhof“ bietet am 24. Juni 1920 im Annweiler Wochenblatt  „25 Stück Bienenschwärme sofort zu verkaufen“  an. Wohl derselbe Anton Klein in Annweiler bietet dann im September 1920 in der Pfälzer Bienenzeitung „Wegzugshalber 20 gute und starke Bienenvölker mit Zucker“ zum Verkauf an. Im Annweiler Wochenblatt vom 10. Juli 1920 findet sich eine Anzeige, mit welcher ein „Ausschuß“ die Bienenzüchter für „Sonntag, den 11. Juli, nachmittags 4 Uhr“, wiederum zu einer „Versammlung bei Rillmann am Bahnhof“ einlädt. Die Pfälzer Bienenzeitung kündigt in der Juliausgabe 1920 schließlich an: „Der Zweigverein Annweiler-Trifels hält jeden 2. Sonntag im Monat Versammlung bei Herrn Wirt Rillmann, Annweiler am Bahnhof. Hierzu werden alle Bienenzüchter der Umgegend Annweiler höflichst eingeladen“.

Auch wenn wohl einzelne Mitglieder vom Zweigverein Falkenburg 1920 zum neuen Zweigverein Annweiler gewechselt sind, so existierten die beiden Vereine doch noch über ein Jahrzehnt selbständig nebeneinander. Für den 14. Mai 1922 laden beide Vereine in der Pfälzer Bienenzeitung unabhängig voneinander zu Versammlungen in Wirtschaften nach Annweiler und Dimbach ein. Auch für den 12. November 1922 lädt der Zweigverein „Annweiler und Umgebung“ zur Versammlung in sein Vereinslokal und der Zweigverein Falkenburg am gleichen Tag zur Versammlung nach Spirkelbach ein. Ebenso lädt der Zweigverein Falkenburg noch für den 8. März 1931 zu einer Versammlung „in Hauenstein in der Wirtschaft Meyer Max“,  während die Versammlung des Zweigvereins Annweiler und Umgebung  zur gleichen Zeit „im Nebenzimmer des Lokales Beutel“ in Annweiler stattfindet. (Pfälzer Bienenzeitung, März 1931)

Pfälzer Bienenzeitung, Juli 1931, S.108
Pfälzer Bienenzeitung, Juli 1931, S.108





Zur besseren Bienenseuchenbekämpfung erfolgte nach 1926 in der gesamten Pfalz ein vorübergehender Zusammenschluss zu Bezirksbienenzuchtvereinen. Der Bezirksverein Bergzabern bestand im Juli 1931 aus den Zweigvereinen Annweiler, Bergzabern, Falkenburg und Landeck. Der Zweigverein Annweiler, mit dem Vorstand Ewald Bärsch, hatte 25 Mitglieder, und der Zweigverein Falkenburg, mit dem Vorstand August Martin, 23 Mitglieder. (Pfälzer Bienenzeitung, Juli 1931, siehe Abbildung)

Der Imkerverein Annweiler und Umgebung ist also demnach sicher nicht aus dem Imkerverein Falkenburg hervorgegangen und daher genau genommen eigentlich erst seit dem Jahr 2020 wirklich 100 Jahre alt.

Jörg Katerndahl, im Januar 2021


 

Die Belegstelle „Kälbereck“
 

In seinem Vortrag bei der Hauptversammlung des Pfälzischen Bienenzuchtvereins in Bergzabern am 24. August 1930 warb der Oberinspektor B. Autsch für die Einrichtung vereinseigener Belegstellen in der Pfalz. (Pfälzer Bienenzeitung,  Dezember 1930, S. 187) Unter der Leitung von Ewald Bärsch, richtete der Zweigverein Annweiler 1933, als erster südpfälzischer Verein, die Belegstelle „Hofstätten“ ein. (PB, Juni 1934, S. 106)
 

Die Biene und ihre Zucht, Februar 1939, S.260
Die Biene und ihre Zucht, Februar 1939, S.260

Im Jahr 1935 wurde die Belegstelle von Hofstätten zirka vier Kilometer in südöstlicher Richtung an ihren jetzigen Standort „Kälbereck“, nahe der ehemaligen Triftanlage im Kaltenbachtal verlegt. Im Mai 1936 wird die Belegstelle „Kälbereck“, neben „Helmbach“, „Peterswald“, „Gerstenhang“, „Donnersberg“ und „Zanderschlag“ bereits als eine der sechs anerkannten Belegstellen der Landesfachgruppe Imker Saarpfalz aufgeführt. Als Belegstellenleiter wird Eduard Seebach in Sarnstall genannt. (Bienenzeitung der Landesfachgruppe Imker Saarpfalz, Mai 1936, S. 108)

Im März 1937 schreibt Daniel Manz, der Obmann für Königinnenzucht der Landesfachgruppe Saarpfalz, in der Saarpfälzischen Bienenzeitung: „Die Belegstelle Kälbereck ist zweifellos eine der besten und schönsten der Landesfachgruppe und wird mit viel Liebe von Herrn Seebach in Sarnstall betreut. […] Es ist sehr schade, daß diese geradezu ideale Belegstelle von so wenig Züchtern benützt wird.“ (S.61) Eduard Seebach war Schreiner in Sarnstall und dürfte wohl auch den Neubau der sehr soliden Blockhütte geleitet haben, welche bereits im Februar 1939 in der Zeitung der Landesfachgruppe abgebildet wird, und die bis heute gute Dienste leistet.
 

Belegstelle Kälbereck, 31.5.2020
Belegstelle Kälbereck, 31.5.2020


Ich betreue die Belegstelle „Kälbereck“ seit 2017 als Zuchtobmann und Belegstellenleiter. Sie steht den Mitglieder des Imkervereins Annweiler und Umgebung von Mai bis Juli für die Königinnenzucht zur Verfügung.

Jörg Katerndahl, im Januar 2021